Romantik oder romantische Gefühle in jedem Alter
Als ich noch ein Kind war, sah ich meine Eltern schon als sehr alt an und jeder Körperkontakt, der über einen Kuss hinaus ging zwischen ihnen, war unvorstellbar und igitt. Mit 30 waren alle Menschen alt und mit 50 uralt und mehr als vielleicht ‚mal ein Küsschen zwischendurch konnte ich mir zwischen „so alten“ Menschen überhaupt nicht vorstellen. Romantik aus den Augen eines Kindes.
Das relativierte sich mit den Jahren.
Irgendwann begann ich zu verstehen, dass da wohl doch noch so etwas wie Intimität zwischen ihnen ist. Genauer wissen wollte ich es nicht. Das Thema wurde sowieso damals peinlichst vermieden, aber ab den 80ern änderte sich sowieso alles. Das Thema Sex war kein Tabu-Thema mehr, sondern im Gegenteil in aller Munde.
Inzwischen bin ich selbst über 50 und nicht nur die Zeiten, sondern auch meine Sicht auf diese Dinge, haben sich geändert. Heute ist es normal über Sexualität oder andere Initmitäten zu sprechen. Man nimmt kein Blatt mehr vor den Mund und Küsse oder andere kleine Zärtlichkeiten in aller Öffentlichkeit gehören zum täglichen Bild der Straße.
Ich musste allerdings vor kurzem feststellen, dass so ein bisschen von den Denkstrukturen dieses Kindes immer noch in mir ist … und verstand gleichzeitig:
Es ist nie zu spät, sich zu verlieben.
Vor einigen Monaten habe ich einen sehr lieben Menschen kennengelernt, eine Frau Mitte der 70iger. Sie hat sich immer um mich gesorgt und gekümmert. Dann habe ich sie für einige Zeit nicht gesehen und habe besorgt eine Nachbarin gefragt, ob mit Frau X alles in Ordnung ist und sie sagte mir: „Die ist mit ihrem Freund in Urlaub“.
Uups!!! Da war es wieder … das Kind. Im ersten Moment war ich so erstaunt darüber, dass diese „alte“ Dame einen neuen Freund hat. Wie sie mir später selbst erzählte, hat Frau X den Mann ihres Lebens kennengelernt.
Sie leben ihr Leben, teils gemeinsam, teils getrennt und treffen sich, wann immer es möglich ist. Die beiden nutzen jede Gelegenheit miteinander ihre Freizeit zu verbringen, machen gemeinsame Touren, gehen in Konzerte und fahren zusammen in Urlaub … und leben wahrscheinlich bis an ihr Lebensende sehr glücklich und zufrieden miteinander. Ganz romantisch, wie im Märchen.
Wie man sieht … es ist nie zu spät!!!
Das hat mich motiviert über das Thema Romantik 50plus zu schreiben.
Egal wie alt man ist, es ist nie zu spät, den Partner für’s Leben zu finden. Verliebtheit, Zärtlichkeit, Nähe und alles was dazu gehört, brauchen wir alle auf unsere uns eigene Art und sie tun in jedem Alter gut. Wir alle suchen nach einem Gegenpol, einem Gegenüber, einer Schulter zum anlehnen, einfach nach ein bisschen Geborgenheit und Glücksgefühl.
… aber was ist eigentlich Romantik?
Romantik … Epoche
Romantik oder der Romantizismus bezeichnet kulturgeschichtlich gesehen eine während der Industrialisierung enstandene Epoche. Sie begann Ende des 18.Jahrhunderts bis endete Mitte des 19.Jahrhunderts.
Der Begriff selbst enstand, da einige Dichter und Poeten, ihre Texte in der „romanischen“ Sprache verfassten im Gegensatz zur damals eher üblichen Verwendung der lateinischen Sprache. Grund dafür für war, dass die „Romantiker“ sich wieder der eigenen Kulturgeschichte zuwanden, weg von den damals klassischen Vorbildern der Antike.
Auslöser für die „romantische Epoche“ war im wesentlichen die Industrialisierung. Es zog viele Menschen vom Land in die Städte. Mit dieser Landflucht sahen die Romantiker dieser Zeit ihre vermeintliche ländliche Geborgenheit dahinschwinden und drückten ihr gequältes Seelenleben aus über gefühlvolle und leidenschaftliche Gedichte und Prosa. Romantik stand damit im Gegensatz zum Klassizismus der Antike und der damals vorherrschenden, auf Vernunft und Wissenschaft basierenden, Aufklärung.
Ein Anliegen der Romantiker war es ihre heile Welt und die in ihr lebenden Menschen zu retten. Unterstützung erhielten sie durch einige Maler, Künstler und Musiker ihrer Epoche, die in mystischen, geheimnisvollen Werken ihrer Sehnsucht nach einer heilen Welt Ausdruck gaben. In der Romantik sind auch die Märchen und Sagen der Brüder Grimm enstanden.
Das war nur eine kurze Zusammenfassung in meinen Worten, woher Romantik kommt und was es ist, aber weiter möchte ich auf dieses Thema nicht eingehen. Wenn euch das Thema interessiert findet ihr hier mehr.
Was mich mehr interessiert ist, was bedeutet Romantik oder romantische Gefühle heute.
Romantik … romantische Gefühle
Wenn wir heute über romantische Gefühle sprechen, dann geht es um Sehnsucht, Verliebtheit, Passion, dem Verlangen nach körperlicher und geistiger Nähe zu diesem Menschen. Wir wollen das Kribbeln oder die Schmetterlinge im Bauch wieder erleben, uns an einen anderen Menschen anschmiegen und fühlen uns in seiner Gegenwart wohl.
Das Wort Romantik wirkt heute etwas überholt und hat einen leicht kitschigen Beigeschmack bekommen. Das liegt allerdings nicht am Begriff selbst, sondern oft daran, dass wir unsere Gefühle und Sehnsüchte, die ja trotzdem da sind, nicht nach außen tragen und als verträumt, wirklichkeitsfern, süßlich oder schmalzig gelten wollen, obwohl es eine so schöne Sache ist.
Gerade Männer markieren oft lieber den „dicken Macker“, als zuzugeben, dass auch in ihnen ein kleiner Romantiker steckt. Ich denke, es gibt viel mehr Romantiker unter den Männern, als sie es zugeben und habe das auch, mit Erstaunen, bei den Tests der einzelnen Datingportale feststellen müssen. Dort gab es relativ viele Männer, die zu Romantik und ihren romantischen Gefühlen standen.
… und wenn wir uns die „toughen“ Frauen von heute anschauen, da bekommt man auch den Eindruck, dass da nicht viel Romantik hinter steckt.
… aber alles falsch: „Tough“ oder ein „Macho“ zu sein, ist kein Grund nicht romantische Gefühle zu haben oder gar ein/e Romantiker/in zu sein. Ich habe festgestellt, dass manchmal gerade hinter den härtesten Männern und Frauen so richtige Romantiker schlummern, die es einfach nach außen hin nicht zugeben können, um vor ihren Freunden nicht als weichgespülte Softies zu gelten oder aus anderen, tiefliegenderen Gründen.
Viele Menschen haben auch „einfach nur“ Angst davor Gefühle zuzulassen. Sie haben sich eine Mauer aufgebaut, um sich zu davor zu schützen verletzt zu werden. In dem Moment, wo man romantische Gefühle zu lässt, bekommt die Mauer einen Riss und der Schutzwall ist in Gefahr. Ich weiß, dass es absolut „nicht einfach“ ist, die Mauer fallen zu lassen, aber wir leben leider nicht in einer Märchenwelt. Der Prinz oder die Prinzessin wird nicht mit seinem goldenen Roß über die Mauer springen und klettern oder durch die Dornenhecke kriechen schon gar nicht. Wenn man seine Mauer nicht zumindest ein bisschen abbröckeln lässt, dem Gegenüber eine Chance gibt hindurchzuschauen und romantische Gefühle zulässt, bleibt man alleine auf seiner Seite der Barrikade. … und deshalb, wie heißt es so schön:
Sich verlieben ist die schönste Sache der Welt … auch wenn’s manchmal weh tut.
Ich denke, jeder war schon einmal verliebt, hatte Schmetterling im Bauch und kennt dieses „angenehme“ Gefühl. Man wird nahezu unzurechnungsfähig. Unsere Wahrnehmung verändert sich, man bekommt weiche Knie und feuchte Hände, fängt an zu zittern, redet wirres Zeug, wird leicht rot, fühlt sich wie auf Wolke sieben und sieht die ganze Welt durch eine rosarote Brille. Man fühlt sich fast wie unter Drogen gesetzt. … und das ist nicht ganz falsch. Man hat festgestellt, dass zwischen Zwangsneurotikern, Drogensüchtigen und Verliebten gewisse wissenschaftlich belegbare Gemeinsamkeiten bestehen.
Gemeinsam mit dem Partner durch’s Leben, bis ins hohe Alter.
Haben wir die erste Verliebtheit hinter uns, was ja leider in den meisten Fällen irgendwann eintritt, dann heißt es an der Beziehung arbeiten. Wir müssen uns anstrengen und dem/der Partner/in immer wieder zeigen, dass er/sie uns noch wichtig ist, dass wir ihn/sie brauchen oder lieben. Das kann schon ‚mal anstrengend sein, aber beim richtigen Partner lohnt es. Wenn die ersten Krisen dann überstanden sind und man die Marotten, Ecken und Kanten des Partners kennt, sie akzeptieren und damit leben kann, ist der höchste Berg überwunden. Vertrautheit, Nähe und Liebe stellen sich ein und man kann das Zusammensein entspannt, vielleicht bis ans Lebensende, geniessen.
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